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Auf Wildererpfaden im StruppengrundDie aktuellen Trends bei der Risshemdmode, demonstriert von Tom M unten und Frank T. oben


Am zweiten Juniwochenende 2024 stand die Elbifahrt bei mir auf der Kippe, da mir, auf dem Weg zum Klubgipfel in der Wulheide, ein junges Mädchen todesmutig vor das Fahrrad sprang, woraufhin ich einen herrlichen Salto auf die Boxhagener Straße schlug. Als Resultat dessen wurde der Vexierturm wieder einmal abgesagt und ich machte mich, zusammen mit Thomas M. (und schmerzendem Gesäß und Handgelenk) vorsichtig auf den Weg zu Heikos Ranch.


Gar nicht mal so klein diese SpätlingeFür Sonnabend früh verabredeten wir uns mit Tom P. und Sarah, die jedoch in Lohmen residierten, in Schmilka. Kurz bevor die größte Hitze einsetzte, ächzten wir den Steilanstieg zum Kipphorn hinauf und informierten uns gegenseitig fortlaufend darüber, an welchen Körperstellen uns der Schweiß in welche Ritzen lief. Aber: Unterhose nass – Fels trocken (Alter Kletterweisheit). Tom P. und Sarah entschieden sich für den AW, Tom M. und ich für die Südwand, an der ein gewisser Heiko Baumgard und Dirk Kleinsporn (!?) laut Klefü-Nachtrag eine Ausstiegsvariante erstbegangen hatten. Kennt die beiden irgendjemand? Das scheinen stramme und verwegene Landburschen zu sein.


Es war eine interessante Bergfahrt, inklusive Höhlendurchquerung. Fein, fein. Nun waren wir warm. Denn jetzt ging es zum Hinteren Spätling in den Zigeunerriss. Der Untergrund war noch recht feucht und aus den Rissen tropfte und mooste es grünlich heraus, aber nichtsdestotrotz sah die Route grandios aus. Also raus aus den nassen Sachen und rein ins Vergnügen! Was beeindruckend und grandios aussah, war es auch! Tom M im Zigeunerriss

Eine etwas feuchte Einstiegshangel führte zu einem wunderschönen Hand-Fingerriss, der genauso viel Spaß machte, wie ich es mir erhofft hatte. Das war eine Tour ganz nach meinem Geschmack. Leider ging es viel zu schnell vorbei. Das könnte ich den ganzen Tag machen! Alsbald saßen wir zu viert im Grünen und ließen uns die selbst gepflückten Blaubeeren schmecken. Aber weiter ging es, denn wir waren ja noch nicht oben. Ohne Felskontakt pflügten wir durchs Gemüse auf den Vorgipfel, wo noch ein kurzer, aber spannender Übertritt zum schmalen Gipfel wartete. Leider vergaßen wir, die Begehungszahl einzutragen, da der Weg noch gezählt wurde. Also falls mal jemand demnächst da hochkrabbelt: Bitte nachtragen!Sarah kurz vor dem Blaubeerbeet
Auf den Vorderen Spätling gelangten wir per Ostüberfall, einer lustigen, weiten Spreize, die für längerbeinige Personen ausnahmsweise mal leichter zu bewältigen war. Irgendwo müssen wir ja auch mal einen Vorteil haben! Hier gab es die 78. Begehung.
Dann latschten wir rüber und eroberten den Zufallsturm über den Späten Weg. Wahrlich, wahrlich, der sah zwar schön aus, hatte es aber ganz schön in sich, sowohl moralisch, als auch muckitechnisch. Da hieß es, sämtliche sächsische Kletterweisheiten auszupacken und einfach mal loszumachen. Tom P. und Sarah erklommen derweil den Kipphornwächter über den gewundenen AW-Riss, wobei Tom ein paar Griffe abbrach, um die Schwierigkeit für künftige Generationen etwas zu erhöhen. Tom M. und ich wählten die SO-Wand, waren uns jedoch einig, dass das kein besonders schöner Weg war und erkannten ihm das Sternchen einstimmig ab. Das reichte dann auch. Schließlich waren wir seit fast zwölf Stunden unterwegs. Also gab es zum Ausklang ein Bier bei der Schmilkaer Quelle.

Sahra und Tom beim Ostüberfall


Am Sonntag brachen wir in den Struppengrund auf. Nach einigen Mikroaggressionen bei der Parkplatzsuche brachen wir uns im tiefen Unterholz Bahn in Richtung Struppengrundkegel, was Tom M. wildromantisch als Wildererpfade interpretierte. Aber eigentlich hatten wir lediglich den Weg verloren. Ein freundlicher Nachbar erbarmte sich unser und ließ uns sein Grundstück überqueren, damit wir diesen „mülligen Haufen“ (O-Ton Teufelsturm) ansteuern konnten. Auf den ersten Blick sah er eigentlich ganz gut aus, auf den zweiten dummerweise massiv untersichert. Wir einigten uns auf den Talwegeinstieg, der nach dem Ring alle Möglichkeiten offenließ (Neuer Talweg, Talweg oder Variante zum Talweg). Leider erwies sich die Kletterei als recht schwer für den Grad. Schon zum Ring zu kommen, war ziemlich kräftig. Der Ausstieg auf das moosige Band erschien mir in der Direktvariante als zu unangenehm, was zur Folge hatte, dass ich es weiter rechts versuchte, was sich als großgriffiger und gesundheitsförderlicher erwies. Sarah, die im Nachstieg die originale Linie probierte, bestätigte meine Annahme. „Gut, dass du das nicht gemacht hast. Das war die totale Scheiße!“ Auch die weitere Wegführung sah für VIIa nicht gerade verlockend aus: Eine übel aussehende schmale und ungriffige steile Rippe mit schlechten Tritten musste mal per Boulderzug zum Ausstiegsgriff durchgezogen werden. Das Ganze mit einer überstiegenen, verspannten Sicherung, einen Meter über dem unten lauernden Band. Gut, dass ich auch das abwählte und mich stattdessen für die Nordostkante entschied, die relativ henkelig zum moosigen Ausstiegsaufleger führte. Gottseidank konnte ich auch hier nochmal was verspannen, damit ich beim letzten Zug nicht so verspannt war. Fazit: Schöne Kletterei mit Kopfkino.auf dem Struppengrundkegel
Tom P. und Sarah verabschiedeten sich nun. Tom M. und ich besteigen deshalb im Zweierpack den Ratsleitenturm über die Westwand (Empfehlung in diversen Portalen: „Nur bei absoluter und langanhaltender Trockenheit machen!“). Da das Wasser auf den letzten Metern aus alles Spalten und Flechten tropfte, war ich froh, dass ich per Erikagriff heil oben ankam. Den abwertenden Portal-Kommentaren („Das ist ja maximal VIIa.“) kann ich mich demzufolge nicht anschließen. Bei Nässe war es definitiv VIIc. Aber da soll man ja auch nicht klettern.
Das abschließende Sahnehäubchen auf dem Schwedeneisbecher war dann der Pilzturm (oder die Pilzwand? Wie heißt sie denn nun richtig?). Die Route „Vorrundenaus“ gab einen kleinen Ausblick auf die anstehende Fußball-EM und war, trotz des erst einmal einschüchternd wirkenden Überhanges, eine absolute Zweisternchen-Tour. Ich hätte sie am liebsten gleich noch ein paarmal gemacht. Ein Henkel folgte dem anderen. Warum es erst die 84. Begehung war, erschließt sich mir nicht, denn gut gesichert war der Weg allemal.
Durch den unfassbar idyllischen Struppengrund marschierten wir dann zum Gefährt und fuhren mit schmerzenden Muskeln und Sonne im Herzen zurück ins große Moloch.

 

Untergriff ist besser als gar kein Griff
(Frank T. aus B.)

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