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„Freiklettern ist die Möglichkeit der Felsen, sich am Menschen zu rächen"

 

Rucksackpogo im GlasergrundObwohl ich mir (auf Empfehlungen führender Kletterer hin) das Bielatal für das Rentenalter aufheben und zunächst einmal die grobe Leberwurst in den anderen Gebieten abräumen wollte, ließ es sich nicht vermeiden, dass über den Herrentag eben dorthin gefahren werden sollte, um in Dirks Gipfelsammlerbestrebungen einen weiteren Lückenschluss zu vollziehen. Gottseidank musste ich dafür nicht den Öffentlichen Nahverkehr bemühen, sonst hätte ich es heute wahrscheinlich immer noch nicht über die Stadtgrenze geschafft. Schon für die Strecke zwischen Ostkreuz und Plänterwald benötigte ich eine Dreiviertelstunde. Antje und Dirk waren so lieb, mich einzusammeln, damit wir uns in den vorfeiertäglichen Stau, in Richtung Süden einreihen konnten.


Die Bofe im Bielatal war unbesetzt, ich hatte ein paar Meter weiter meine Präsidentensuite und später am Abend trafen noch Critze und Marla ein. Das pünktliche Aufstehen (11:30 Uhr in der Früh) am nächsten Morgen garantierte einen ausgefüllten Klettertag. Auf dem Weg zur „Bergstation“ begrüßten uns zahlreiche im Wald angeschlossene Kinderwagen, die darauf hindeuteten, dass wir nicht die einzigen im Wald waren. Und siehe da – alles voller hängender Kletterseile, Hängematten, spielender kleiner Teufelsbraten und picknickender Eltern. Schnell weg! 218C27D2-CDA1-4F39-B474-E6A5068E4368                                                                                              Frank klettert am Bär


Zum Warmmachen wählten wir, als Ersatzziele den Lausbub und den Horzelbub (dessen Gipfelaufbau bedenklich schwankte). Danach zogen wir zur Nadel im Abseits, die unweit des Weges, relativ gut sichtbar am Waldrand stand. Damit wir uns nicht verlaufen konnten, hatten wohlmeinende Kollegen ca. 20 Zustiegspfeile an so ziemlich jeden verfügbaren Baum gepinselt. Danke! Ihr seid die besten! Critze stieg mit Antje und Marla in den AW ein, ich wollte mit Dirk die „Abseitsfalle“ machen. Wunderbar brösliges Gestein führte zum rostigen Ring und der nachfolgenden, sehr unangenehmen Schlüsselstelle, die ich allerdings gekonnt umging und in den AW ausbüchste. Dirk kletterte direkt und konnte nicht verstehen, wo denn nun die schwierige Stelle gewesen sein sollte. Genussklettern sieht anders aus. Da die Gipfel wirklich eng beieinander standen, wollten wir vor dem Abendessen noch den Schaftwaldturm einsammeln. Mit der „Glasergrundkante“ sollte dort eine wunderschöne Manfred-Vogel-Route zu finden sein. Einigen himmelfahrtsbelustigten Damen ausweichend kamen wir an und erspähten sofort die sportlich wirkende Kante. Marla im Nachstieg
Critze, Antje und Marla zogen wiederum den AW vor. Dirk und ich beäugten den Weg unserer Wahl zunächst argwöhnisch, gaben fachmännische Kommentare zur möglichen Schwierigkeit ab und schlichen unschlüssig um den Turm herum. Critze war mittlerweile schon oben angelangt. Egal, Schlingen umgehängt und rein ins Vergnügen! Einer schönen, kräftigen und luftigen Querung zum ersten Ring folgte gleich die Schlüsselstelle in überhängendem und etwas unübersichtlichem Gelände. Ich fummelte im Schweiße meines Angesichts zwei moralische Schlingen in die linke Schuppe und verballerte meine Kraft im Versuch, die Rippe hochzuhangeln. Das gelang jedoch nicht. Mit letzter Kraft schnappte ich weiter rechts ein paar kleine Griffe und musste dann erstmal pausieren. Puh! Starker Tobak. Kurz vor dem Aufgeben versuchte ich es nochmal über die kleinen Griffe und hing plötzlich, kurz vor dem Abflug stehend, unter dem zweiten Ring. Mit letzter Kraft konnte ich ihn einhängen und einen Zug in leichteres Gelände machen. Danach gab es Genuss pur an schönen Henkeln. Dirk bestätigte durch lautes Schnaufen den Schwierigkeitsgrad: „Da laufen einem ja gleich die Arme zu!“ Es war eine sehr schöne, aber auch schwere Tour, der wir laut Gipfelbuch in dreißig Jahren erst die fünfundzwanzigste Begehung abgerungen hatten. Zufrieden saßen wir alle auf dem Gipfel und genossen die Abendsonne. Dann eilten wir im Laufschritt in die Ottomühle, damit wir die Erfolge mit Bier, Gulasch und einem Budapester Schnitzel von epischen Ausmaßen feiern konnten. Der anschließende Abend in der Bofe zeichnete sich durch erneut heftigen Rotweingenuss und steigende Temperaturen aus.IMG_5102
Wiederum wurde zeitig aufgestanden und (bis 13 Uhr) zeitig gefrühstückt. Bergsteigen hat eben auch viel mit Selbstdisziplin zu tun. Wir starteten unweit des Schaftwaldturmes, an der Glasergrundspitze, wo Dirk und ich dem „Erlkönig“ einen turnerischen Besuch abstatteten. Von oben konnten wir dann Critze zuschauen, der sich heldenhaft den leicht feuchten und schlecht absicherbaren AW hochkämpfte. Da waren wieder einmal Nervenstärke und gutes Festhalten angesagt. Wir saßen oben und waren froh, dass wir nicht an seiner Stelle waren. Er kam gut oben an und holte die Damen nach. Wacker gekämpft! Der sich anschließende Wormsbergwächter wartete dann auch wieder mit einem sehr moralischen Quergang und einem ungesicherten Reibungszug auf, bevor man die rettende Rippe anhangeln konnte. An Abenteuer mangelte es nicht an diesem Wochenende. der Gärtner bei der Arbeit
Am „Bär“ fiel meine Wahl auf die Route „Teddy“ vom Gisbert Ludewig, die in luftiger Höhe durch ein ehrfurchtgebietendes Dach führte. Immerhin prangte direkt unterhalb ein Ring. Letzten Endes sah es aber schlimmer aus als es war. Ganz im Gegenteil! Mit Genussfaktor zehn henkelten wir uns zum Gipfel (komischerweise war der Weg noch nicht ausgezählt) und holten Antje über den AW nach, die sich tapfer und lautstark durch den Riss kämpfte. Klatte Keule, Antje im Kamin
Zum Abschluss krabbelten die anderen noch auf das Wigwam, dessen AW mühelos ohne Seil zu erklimmen war. Doch: Warum einfach, wenn es auch umständlich geht! Wiederum war es eine Ludewigroute, die mein Auge erspäht hatte. Athletisches Klettern an steilen Henkeln mit einem interessanten Abstand zwischen Boden und Ring. Der unangenehme Teil wartete im Anschluss. Ein etwas abdrängender Aufleger wollte durchgezogen werden. So richtig wollte es nicht gehen. Aber wozu gibt es moralische Sicherungen?! Schnell eine halbseidene Achterschlinge in einen Spalt gefummelt und – siehe da – der Mut kehrte zurück und der Vorstoß auf den NO-Gipfel konnte erfolgreich beendet werden. „Vom Feinsten“ hieß die Route. Das kann nur bestätigt werden (59. Begehung).
Schildbürgergleich musste nun vom NO-Gipfel wieder abgeklettert werden, um dann den AW zum „Hauptgipfel“ zu nutzen. Interessante Routenführung! Trotz frühen Aufstehens war der Klettertag schon wieder vorbei und abermals endete er bei Bratwurst und Bier in der Ottomühle sowie bei Rotwein, Bier und Rum in der Bofe. Niveauvolle Gespräche inbegriffen.Critze am Adlerstein
Auch am Sonnabend wurde nicht lange auf der faulen Haut gelegen und so marschierten wir Punkt 13 Uhr an die Felsen. Heute sollte Genusstag sein! Versüßt wurde uns das Frühstück übrigens durch eine wüste Horde Geraer Kletterer, die im Gänsemarsch an der Bofe vorbei flanierten. Der Genusstag begann mit dem wunderschönen SW-Riss am Himmelfahrtsturm, führte über den nicht minder schönen AW am Adlerstein und mündete schließlich in entspannte Kletterei am Lochstein und Lochsteinwächter. Super! Abends wurde gekocht und auch etwas Alkohol konsumiert. Das hatten wir uns auch verdient. IMG_5106
Gegen Morgen wachte ich dann von wildem Gepolter in unserer Küchenecke auf. Als ich die Augen öffnete, stand vor mir der ortsansässige Fuchs mit unseren Keksen im Maul, die er dann erschrocken in der gesamten Umgebung verteilte. Fuchs, du hast den Keks gestohlen, gib ihn wieder her! Die andern bekamen nichts davon mit und schlummerten selig weiter. Bergsteigen schärft halt auch die Sinne. Diesmal standen wir noch früher auf und waren bereits 12 Uhr bereit, den letzten Gipfel des Ausfluges einzusammeln. Die „Glatte Keule“ bot über den AW noch einmal alles, was wir an Sachsen so lieben: einen etwas rutschigen Einstiegskamin, einen Übertritt, eine glibberige Rampe und zum Abschluss noch einen kernigen Zug auf den Gipfel. Dirk und ich versuchten uns dann noch etwas an einer nicht eingetragenen Route, die mitten in der Bofe am Krallenturm startete. „Ist wohl irgendwas mit neun, steht im Gipfelbuch“ hieß es. Nach haarsträubenden Aktionen, um zum ersten Ring zu kommen und ernüchternd nassen Moosbändern gaben weder Arme noch Psyche noch irgendwas her.Lustige Vagabunden Mittlerweile waren die Temperaturen auch bei 24 Grad im Schatten und so beendeten wir die Himmelfahrtstage bei einem Eisbecher in der Ottomühle.Dirk steigt am Adlerstein nach

(Frank T. aus B.)

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