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Oben ist besser als unten

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10 Jahre 3 Wochen her #160 von Chrille
Zusammenfassung:
1 Glas Wein á 125 ml pro 30 min bei 5 Std. Aufstieg = 1,25l
1 Glas Port á 125 ml pro Schwächeanfall = 0,25l
1 Gipfelschampus = 0,75l
2 Flaschen Pale-Ale für den Rückweg = 1 l
1 Fläschchen Glühwein á 0,75 l in der Boofe = 0,75l

Ergo werden pro Person und Tourentag die in einer Boofe oder Hütte enden rein an Flüssigkeit 4 l zzgl diversem Glasmaterial benötigt. Bei einer mehrtägigen Wanderung ganz schön Ballast. Waren echt harte Kerle damals.

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10 Jahre 3 Wochen her - 10 Jahre 3 Wochen her #159 von Lars
Oben ist besser als unten wurde erstellt von Lars
Endlich mal ein Beitrag, der in diese kurios betittelte Rubrik passt ;)

Ich habe gerade ein schönes Buch gelesen, was sich etwas von der üblichen „Bergsteigerliteratur“ unterscheidet. Der Autor Andreas Lesti beschreibt darin, wie er sich von Büchern durch die Alpen leiten lässt, dabei auf neue Bücher stößt, die wieder neue Reiseziele vorgeben (folglich gibt es am Ende auch eine Liste mit „Sekundärliteratur“). Neben Büchern von Edward Whymper, Reinhold Messner (gibt’s den wirklich?), Reinhard Karl, Markt Twight und Steve House sind darunter (für mich) auch eher „überraschende“ und teils unbekannt Werke wie „Briefe aus der Schweiz“ von Goethe, „Der Bergkristall“ von Adalbert Stifter, „Der Zauberberg“ von Thomas Mann, „Bummel durch Europa“ von Mark Twain, „Der letzte Fall“ (Sherlock Holmes) von Athur Canon Doyle, „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlman und viele mehr.

Neben dem persönlichen Reisebericht kreuz und quer durch die Alpen ist es gleichzeitig auch ein interessantes Buch über Ursprung und Geschichte von Alpinismus (alle bergsteigerische Unternehmung in Hochgebirgen aus sportlichen, künstlerischen und wissenschaftlichen Interessen) und Alpinistik (das als Sport ausgeübte Bergsteigen, Hochgebirgswandern und alpiner Skilauf), über Verbindungen zwischen der Erschließungsgeschichte der Alpen und des Himalayas und von den Anfängen des (Massen-)Tourismus. Viele Zusammenhänge waren mir bisher gar nicht so klar.

Das Buch enthält viele interessante Zitate, das folgende zählt zu meinen liebsten, weswegen ich es hier teilen möchte, erklärt es doch vieles ;). Es stammt aus dem „Handbuch des alpinen Sports“ (1882) von Julius Meurer.


"Allen Touristen sei daher von Spirituosen, im engeren Sinne des Wortes, bei Hochtouren abgerathen. Wir besitzen im Weine ein unschätzbares Genussmittel für unsere Hochtouren und brauchen daher nach etwas Besserem gar nicht zu suchen, um so weniger, als wir beinahe überall im Gebirge einen verhältnismäßig guten, trinkbaren Wein finden werden. Während des Aufstieges trinke man überhaupt so wenig als möglich, ein wenig Durst leiden schadet nichts, zu viel trinken tuth niemals gut. Man nehme bei den kurzen Haltepunkten einen Becher, fülle ihn mit Rothwein, tauche dahinein Brot und esse dieses und trinke schließlich den Rest des Weines aus; dies genügt und stärkt und labt zur gleichen Zeit.

Bei längerer Rast trinke man entweder puren Wein oder, wenn der Durst gross ist, gewässerten oder mit geschmolzenem Schnee verdünnten Wein. Ist man schon hoch hinangestiegen, steht man bereits im Drittel des Anstieges, dann entkorke man, wenn man sich stark angegriffen fühlt oder vielleicht gar Symptome der Bergkrankheit verspürt, den mitgenommenen Marsala oder Sherry, oder alten Ungarwein und nehme davon zwei bis drei Schluck; nach wenigen Minuten wird man die überraschende Wirkung, die aber nicht wie jene bei den Spirituosen dann alsbald in das Gegentheil umschlägt, verspüren.

Man kann von halbe zu halbe Stunde, wenn nöthig, wieder ein paar Schluck, aber nie mehr auf einmal nehmen. Nicht genug ist die Mitnahme einer Flasche schweren alten Weines auf einer Hochtour anzurathen, sie hat schon Manchem, der ohne dem ausgespannt hätte, zur Spitze gebracht.

Auf der Spitze angekommen, wird eine Flasche Champagner oder selbst ein guter Asti spumante ein Labetrunk sein, wie er köstlicher nicht gedacht werden kann.

Beim Abstiege alsdann braucht man nicht mehr so vorsichtig zu sein, man kann dann schon ungescheut etwas mehr trinken, ebenso wie man auch mit den Speisen nicht mehr gar so wählerisch vorzugehen braucht. Im Abstiege, wo die Wärme gewöhnlich empfindlich und der Durst dadurch brennend wird, ist eine Flasche Pale-Ale ein hoher culinarischer Genuss; beim Anstiege ist Pale-Ale nicht zu verwenden, weil es zu sehr in die Füsse geht; anderes Bier als Pale-Ale eignet sich überhaupt nicht, weil dasselbe den Magen zu sehr erkältet, was bei dem starken englischen Biere eben nicht der Fall ist.

Ist man nach einer angestrengten Tour in der Nachtstation angelangt, so wird ein Fläschchen Glühwein die ausserordentlichsten Wirkungen hervorbringen und in kürzester Zeit die physischen und geistigen Kräfte in erstaunlicher Weise frisch beleben. Ueberhaupt ist ein Glühwein, oder in Ermangelung desselben ein Glas heisser Grog ein trefflicher Schlaftrunk bei angestrengten Marschtouren."
Letzte Änderung: 10 Jahre 3 Wochen her von Lars. Grund: Fehler verbessert

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